Astrid-Lindgren-Schule Marburg / Marburg

Projekt Schulhund in der Klasse 1/2c April 2009

 

Ein Schulhund für die ALS

 

Nach den Osterferien war es endlich soweit: Doni konnte - nach Zustimmung aller schulischen Gremien für das Pilotprojekt "Schulhund" - seine Arbeit als Schulhund in der Klasse 1/2c beginnen.

 

 

1.      Wie kam es zu der Idee

Schon seit Jahren äußerten die Kinder meiner Klasse immer wieder den Wunsch, dass mein Hund Doni die Klasse besucht.

Regelmäßig arbeiten sie, im Rahmen von Verstärkerplänen, gemeinsam, um sich den Besuch von Doni zu verdienen. Wobei als Belohnung auch durchaus andere attraktive Dinge (Wandertag, Spieletag, neues Spiel für die Klasse, Hausaufgabenfrei u.ä.) zur Auswahl stehen.

Daher kam es immer wieder zu Besuchen meines Hundes in meiner Klasse

 

Tiergestützte Pädagogik/Schulhund

Durch das starke Interesse meiner Klasse angeregt, informierte ich mich über dieses Thema, besuchte Fortbildungen und arbeite in einem entsprechenden Arbeitskreis mit.

Die positiven Effekte des Zusammenlebens von Mensch und Tier sind seit langem bekannt und werden in letzter Zeit immer häufiger auch im therapeutischen und pädagogischen Rahmen genutzt.

Neuere Forschungen haben ergeben, dass durch den Einsatz von Tieren besonders im sozio-emotionalen Bereich Entwicklungen angestoßen, unterstützt oder beschleunigt werden können.

Die regelmäßige Anwesenheit eines Hundes in der Klasse …

stärkt das Gemeinschaftsgefühl.

fördert Rücksichtnahme und Sensibilität, somit die sozio-emotionale Kompetenz.

unterstützt die Kommunikationsfähigkeit.

lässt Kinder Ängste überwinden und Verantwortung übernehmen.

kann konzentrationsfördernd sein.

sorgt für gute Laune.

Diese positiven Effekte erreicht man nicht bei vereinzelten Besuchen, da diese immer eine Ausnahmesituation darstellen.

 

Warum Doni als Schulhund für die ALS?

Doni ist gut ausgebildet, verfügt über eine deutliche Körpersprache und steht Kindern positiv gegenüber.

Er kommt mit der Klassensituation sehr gut klar.

Er ist kein Kuschel- oder Schmusehund, sondern zeigt körpersprachlich sehr deutlich seine Grenzen. Kinder, die eine Annäherung erreichen wollen, müssen sich also angemessen und einfühlsam verhalten. Besonders dieser Aspekt erscheint mir für „unsere Kinder“ als sehr bedeutsam.

 

Praktische Umsetzung

Doni soll zunächst an zwei Tagen in der Woche die Klasse 1/2c besuchen und „dort am Unterricht teilnehmen“.

Er würde mich den ganzen Tag begleiten, d.h. es kann sein, dass er sich im Lehrerzimmer, Kopierraum usw. aufhält.

Ansonsten hätte er keinen weiteren Einfluss auf das Schulgeschehen.

Da Doni weiterhin mein Privathund bleibt, er diesen Job also „ehrenamtlich“ ausführen würde, entstünden der Schule keine Kosten oder andere Unannehmlichkeiten.

Auf Wunsch der Eltern meiner Klasse sollten die Besuche des Hundes zunächst als Versuch angesehen werden. Gemeinsam wollen wir heraus finden, ob und welche positiven Auswirkungen er auf die Klasse hat. Darüber wollen wir uns vor den Sommerferien austauschen um eine Entscheidung für das weitere Vorgehen zu treffen.

 

 Doni, Schulhund an der Astrid Lindgren Schule

 

Seit Mai hat die ALS einen neuen „Kollegen“ - Schulhund Doni.

Doni begleitet sein Frauchen, Lehrerin Ute Grundey, an drei Tagen in der Woche in den Unterricht. Seine Aufgabe ist, die Kinder beim Lernen zu unterstützen, ihre soziale Kompetenz zu fördern und ihre emotionale Entwicklung positiv zu beeinflussen.

Es stellt sich die Frage, wie ein Hund in so vielfältigen Bereichen Einfluss auf die Kinder nehmen kann.

Die Antwort ist ebenso einfach, wie komplex:

Ein Hund in der Klasse verbreitet nur durch seine Anwesenheit, aber auch durch sein Aussehen und seine unverhofften Aktionen gute Laune.

Ein Hund kommuniziert unverfälscht und ohne moralische oder pädagogische Hintergedanken. Er zeigt deutlich, wenn ihm etwas gefällt, aber auch, wenn ihm etwas unangenehm ist. Dies passiert in einer Sprache, die alle Menschen verstehen, denn er setzt ausschließlich seine Körpersprache ein.

Ein Hund reagiert unmittelbar, wenn er Freude oder Unwohlsein ausdrückt. Er kann nicht lügen.

Ein Hund begegnet jedem Kind wertfrei. Ist das Kind freundlich zu ihm und vermittelt ihm angenehme Gefühle, spielt es für den Hund keine Rolle, ob dieses Kind nicht gut deutsch spricht, andere Defizite hat oder in der Klasse nicht anerkannt ist. Er wird das Kind akzeptieren, wie es ist.

Ein Hund in der Klasse erfordert Rücksichtnahme in Bezug auf die Lautstärke, seine körperlichen Bedürfnisse, seinen Platz im Raum, ….

Ein Hund muss artgerecht umsorgt werden, damit es ihm gut geht.

Ein Hund verlangt das Eingehen auf und sich einfühlen in ein anderes Wesen. Die Kinder müssen die Signale des Hundes wahrnehmen und angemessen darauf reagieren.

Die positiven Einflüsse auf Kinder in diesen Bereichen sind seit längerem wissenschaftlich belegt.

Obwohl Doni erst seit kurzem regelmäßig in unserer Klasse ist, lassen sich schon einige Veränderungen bemerken:

Wenn ich morgens mit Doni in die Klasse komme, ist seine Decke immer schon ausgebreitet und sein Wassernapf steht gefüllt daneben. Dies ist der einzige Klassendienst, der bisher noch nie vergessen wurde.

Kinder, die normalerweise nur durch die Klasse rennen, kontrollieren ihre Bewegungen, wenn Doni mitten in der Klasse liegt.

Da Doni bellt, wenn jemand an die Tür klopft, haben wir jetzt ein wunderschönes Schild, das darum bittet, dass nicht geklopft wird, wenn man in unsere Klasse kommt.

Die Arbeitsphasen verlaufen ruhiger, wenn Doni auf seiner Decke liegt und schläft.

 

Um mit Doni zu spielen, müssen die Kinder seine Art der Kommunikation lernen und sie anwenden, d.h. ihr Verhalten teilweise grundlegend verändern.

 

Manche Situationen mit Doni bringen die Kinder dazu, über sich hinaus zu wachsen. Eines Tages flog Donis Ball über den Zaun eines Kindergartens. Da Doni mit flehendem Blick am Zaun stand, ich das Kindergartengelände mit dem Hund nicht betreten konnte, musste das begleitende Kind sich allein Möglichkeiten und Wege suchen, den Ball zurück zu bekommen. Um dem Hund zu gefallen überwand sie ihre Angst, ging sie in das fremde Gebäude, sprach mit fremden Erzieherinnen und wurde zur Belohnung für ihren Mut von einem freudig wedelnden Doni erwartet.

 

Es werden sicherlich noch mehr Erlebnisse und Erfahrungen hinzukommen. Darauf freuen wir uns alle sehr - die Kinder und Doni.